Article Number: 2282
Soft Cover, German, Staple Binding, 72 Pages, 2008, Artic Texte aus der fröhlichen Wissenschaft

Artic 12/08 Banause

availability unknown, if interested please write an email

Einband aus bedruckbarer Leinwand

Auszug aus dem Editorial
Die Bezeichnung Banause wurde von der im antiken Griechenland üblichen Bezeichnung bánausos (griechisch βάναυσος von baunos, βαῦνος, „Ofen“, ursprünglich „der am Ofen Arbeitende“, im weiteren Sinne „(Kunst-)Handwerker“, schließlich „vulgär“) abgeleitet, mit der diejenigen abwertend benannt wurden, die nicht frei geboren waren und ihren Lebensunterhalt durch körperliche Arbeit verdienen mussten.
Dazu gehörten neben den Handwerkern auch diejenigen Künstler, die die praktischen Künste („artes mechanicae“) ausübten. Der Zugang zu den freien Künsten („artes liberales“) blieb diesen Schichten verwehrt.
In der antiken Gesellschaft waren nur diejenigen Tätigkeiten gesellschaftlich akzeptiert, die ohne Erwerbsabsichten und fast ausschließlich auf geistigen Fähigkeiten beruhten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Banause; 26. Februar 2008

„Jedenfalls aber war eine Banausenklasse schon für die Waffenfabrikation, zumal wenn einmal künstliche Wurfgeschosse und dergleichen in Gebrauch kamen, ganz unentbehrlich, wie überhaupt für jegliche Metallarbeit, die nun einmal der verrufenen Feueresse nicht entbehren kann.“
Jacob Burckhardt, Griechische Kulturgeschichte, posthum erschienen zwischen 1898 und 1902

„Die Eingeweihten, die Spezialisten sprachen von Kunst, sie priesen die Harmonie der Bewegung, das Ineinandergreifen der Gesten, die anderen aber, die nicht einmal den Begriff Bildung kannten, starrten verstohlen in die aufgerissenen Rachen, spürten den Schlag der Pranke im eigenen Fleisch.“
Peter Weiss, Die Ästhetik des Widerstands, 1975-1981

„Die Künstler sind zum größten Teil opportunistisch, sie sind Arschlöcher, das muss ich jetzt auch mal sagen. Die Künstler sind die reaktionärste Klasse.“
Joseph Beuys zitiert in: Christian Saehrendt & Steen T. Kittl, Gebrauchsanweisung für moderne Kunst, 2007

„Die Kunst ist keine Reparaturwerkstatt der Gesellschaft. Politische Konflikte müssen auch politisch gelöst werden. Dennoch kann Kunst jene Kräfte unterstützen, die sich dafür interessieren, die Gesellschaft anders zu denken. Sie eröffnet Gegenräume.“
Roger M. Buergel in: DIE ZEIT, 11.12.2003

„Wer an Kunstwerken Genuss suche und finde, sei ein Banause.“
Theodor W. Adorno, Ästhetische Theorie, Frankfurt/M, 1973

„Our modern art ship began to sail away from most other people about 70 years ago now it’s drifting out of sight.“
Ron B. Kitaj in: artforum, September.1975

„Ich mag es auch, wenn in einer Quizshow gefragt wird: Wer war der Künstler, der einen Hai eingelegt hat? Da spürt man, dass man im Bewusstsein der Öffentlichkeit angekommen ist.“
Damien Hirst in: Vanity Fair 1/2008

„Es ist überall. Auf Plakaten, Postkarten, Einkaufstüten – niemand kommt daran vorbei, nicht einmal ein Kunstbanause wie ich.“
Eva Mattes als Kommissarin Blum im Tatort „Das Lächeln der Madonna“, 2005

„Der Blockbuster-Event gelangt übers Fernsehen direkt an den Verbraucher. Der Kunstkritiker steht daneben als fossiler Hungerleider aus dem 18. Jahrhundert, der draußen warten muss, während zwischen Art Basel und Miami Beach die Partystimmung steigt. Der Diskurs ist out.“
Beat Wyss in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 6. August 2006

„Weniger als fünf Prozent der Museumsbesucher sind Facharbeiter. Wer also zu Rembrandt oder Beuys geht, kann sicher sein: Er trifft auf seinesgleichen.“
Hanno Rautenberg in: DIE ZEIT vom 31. Januar 2008

„In Wahrheit reden [viele Künstler] nicht über ihre [Werke], weil sie denken, dass die Leute nicht verstehen, worum es geht. Dabei liegt es in [ihrer] Verantwortung, eine Sprache dafür zu finden.“
George in: Galore, Interview mit Gilbert & George, 29/2007

„Was glaubt Ihr eigentlich, wie blöd wir sind?“
Anonym; Kugelschreiber auf Holztisch, Gastronomie-Bereich in der Aue Halle, documenta 12, September 2007